Mythos Welpenspielgruppe
Was bedeutet Sozialisierung unter Hunden?

Was bedeutet Sozialisierung unter Hunden?
Immer wieder kommt im Hundetraining und bei Kontakt zu Welpenbesitzern die Frage auf nach dem Welpenspiel im Welpenkurs. Seit 30 Jahren ist nun bekannt, dass wildes Toben unter Welpen und vor allem in Großgruppen KEINE Sozialisierung bedeutet. Welpenspielgruppen können sogar eine gute Sozialisierung eures neuen Familienmitgliedes gefährden. Bei der Sozialisation geht es darum, dass ein Welpe/Hund lernt, dass es weitere Artgenossen gibt und wie man diesen Wesen im Leben begegnen kann. Unser Welpe soll lernen, ein positives, angenehmes und sicheres Gesellschaftsverhalten zeigen zu können. Genauer gesagt meine ich damit, dass ein Welpe/ Hund nicht bei Sichtung jeglicher Artgenossen in die Leine rennt, knurrt, bellt, jault usw. Im besten Fall sieht er einen Artgenossen, bleibt ruhig und entspannt und hat keinerlei Erwartungshaltung in die Situation.
Mein eigener Hund war als Welpe in einer sogenannten Welpenspielgruppe. Zu dieser Zeit besaß ich leider nicht das Wissen und die Erfahrung von heute. 10 kleine Welpen wurden in einen Kreis mit Blickrichtung aufeinander zum ,,Spielen“ geschickt. Es gab viele Kommentare zu den Verhaltensweisen des Kontakts. Die ängstlicheren oder verunsicherten Welpen mussten durch diese Situation durch und die, die als ,,Mobber“ unterwegs waren, sollten eine klare Ansage des Gegenübers erhalten. Ein absoluter kriegsähnlicher“ Zustand.
In diesen Begegnungen konnte weder ich noch alle anderen Anwesenden in keiner Weise die Körpersprache und Kommunikation der Hunde beobachten. In der Regel gab es ein Haufen Welpen auf einen Fleck und alles lief in Millisekunden ab. Ein vollkommenes Chaos und keinerlei gutes Lernfeld für das soziale Leben.
Eine gute Sozialisation beim Welpen entsteht, wenn es möglichst viele positive, ruhige und entspannte Begegnungen mit Artgenossen geben kann und der Welpe die Artgenossen lesen lernen kann. Dabei sollte der Welpe die folgenden Grundbedienungen erhalten:
-Oberste Regel überhaupt: Ein Nahkontakt ist überhaupt nicht nötig und vor allem kein MUSS!
-Der Welpe hat die Möglichkeit, mit Abstand und in Ruhe die Situation zu analysieren
-Der Mensch reagiert auf die Kommunikation des Welpen und unterstützt den Welpen bei seinen Entscheidungen
-Der Welpe darf sich Schutz beim Menschen suchen
-Der Welpe entscheidet über die Distanz zum Artgenossen und wird nicht verpflichtet am nahen Kontakt teilzuhaben
-Der Welpe darf jederzeit die Situation verlassen
-Der Mensch unterbricht den Nahkontakt, wenn der Welpe körpersprachlich ein Unwohlsein ausdrückt
-Der Welpe hat maximal zu einem weiteren Hund GLEICHZEITIG Nahkontakt, WEIL….
Ihr bemerkt schon, es ist viel wichtiger, dass der Welpe auf eine geeignete Distanz Artgenossen kennen lernt, sich langsam hündisch (in Bögen) annähern kann und die Mimik, Körperhaltung, den Geruch und die Bewegungen, sowie die Reaktionen des Gegenübers lesen lernt. Der Welpe erhält über seine Nase viele Informationen über den anderen Hund und kann im Zusammenhang mit der Mimik und Körperhaltung des Artgenossen einen positiven sowie aber auch negativen Kontext abspeichern. Aus diesem Grund ist das Nachschnüffeln, dort, wo der andere Artgenosse vorher war, so wichtig.
Wir sind die Gefährten unserer Welpen und begleiten ihn sein ganzes Leben. Wir entscheiden für unsere Hunde, was sie fressen, wo sie sich aufhalten, wo wir spazierengehen und noch vieles mehr. Gerade ein junger Hund benötigt eine definierte Begegnung und viel Schutz. Deswegen geht es nicht, dass wir als wichtigstes Bindeglied zum Hund uns aus der Verantwortung rausziehen. Ich höre so häufig den Spruch „“ Das machen die schon unter sich aus“. Dem kann und will ich nicht zustimmen und dies kann ich heute auch nicht mehr ertragen. Wir sind die Begleiter in allen Lebenssituationen unsere Hunde und stützen unseren Hund, wenn er selbst noch nicht in der Lage ist, eine Situation gut zu überstehen.
Bei allen Grundalltagsaufgaben fallen uns gefühlte 1000 Dinge ein, die wir unserem Welpen mit auf dem Weg geben wollen. Genau diese Grundhaltung sollten wir im Sozialkontakt ebenfalls haben und nicht davon ausgehen, dass sie sich das schon selbst beibringen.
Natürlich ist es wichtig, dass Welpen die Welt kennenlernen mit allen vorhandenen Lebewesen - doch bitte mit Maß, Ruhe und keinem voll getakteten Wochenplan. Auch in diesem Fall ist weniger häufig mehr, damit der Welpe die Möglichkeit hat, Erlerntes zu verarbeiten. Denkt daran, dass Hunde ein Leben lang lernen und nicht die ersten Monate bis in die letzte Stunde ausgebucht sein sollten. Die Ruhephase von 20-22 Stunden steht an erster Stelle und ist auch in der Sozialisation elementar.
Sozialisierung ist ein Prozess und bedeutet lebenslange Anpassung an die Umwelt. Den Grundstein dafür legst DU!

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