….“und plötzlich kann mein Hund nichts mehr“ Warum das weitere Training nach der Welpenzeit mit einem Junghund so wichtig und sinnvoll ist.
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Die Welpenzeit mit deinem Hund verlief typisch?!
Nachdem dein Hund gelernt hat sich draußen zu lösen, die Nächte durchzuschlafen, nicht alles anzukauen oder in alles reinzubeißen, funktioniert das gemeinsame Leben ganz gut. Die Grundsteine für eine gute Sozialisierung und einer guten Mensch-Hunde - Beziehung habt ihr in eurem Alltag gelegt. Im besten Fall lässt euer Hund bereits alle vier Pfoten auf dem Boden, wenn ihr Besuch bekommt und ohne große Ablenkung läuft er bereits gut an lockerer Leine. Den ein oder anderen kleinen Trick oder Signal beherrscht dein Hund auch schon.
Immer wieder ist das der Punkt, an dem einige Welpenbesitzer nach der Welpenkurs mit dem Training aufhören und den Gedanken haben, dass ihr Hund nun ,,erwachsen“ und/oder ,,erzogen“ ist. Leider muss ich euch sagen, dass das nur der Anfang der Hundeausbildung ist – verglichen mit der Grundschule bei Kindern. Auch Kinder können nach der Grundschule noch nicht richtig gut lesen, stillsitzen beim Essen, einen Aufsatz schreiben, sich im Straßenverkehr zurechtfinden geschweige denn den Führerschein machen. Auch Kinder lernen im Kindergarten bzw. in der Grundschule sich im Leben zurecht- und ihren Platz zu finden, soziele Kontakte zu knüpfen und sich mit Lautäußerungen zu artikulieren.
Du hast in der Welpenzeit den besten Grundstein für ein gemeinsames Leben gelegt und gerade erst begonnen, deinem Hund die Welt zu zeigen. Damit dein Hund dich aber zukünftig überall hin begleiten kann, solltest du auf jeden Fall am Training dran bleiben – in einer Junghundegruppe oder im Alltagstraining weitertrainieren, oder aber auch im Einzeltraining. Gerade nach dem Zahnen (ca. ab dem 5. Monat) beginnt für deinen Hund die Junghundezeit. In dieser Zeit verändert sich psychisch bei deinem jungen Hunden hormonell, körperlich und sehr viel. Dazu gehört auch die anstrengende Zeit der ,,Pupertät“. Erwachsen sind dein Hund erst je nach Rasse zwischen dem 24. und 36. Monat. In dieser elementaren Zeit bilden sich das Sexualverhalten, das Sozialverhalten, das Jagdverhalten, Entspannungsverhalten, die Impulskontrolle, das Ausdrucksverhalten, das Angstverhalten, das Ressourcenverhalten, das Meideverhalten und noch vieles mehr erst richtig aus.
Hunde sind in der Pubertät deutlich schwerer einzuschätzen, sie wirken nervös, fahrig und sind auch schlechter kontrollierbar. Sie sind empfindlicher, was Reize anbetrifft, reagieren schneller und/oder auch heftiger. Man meint, sie haben alles vergessen, was sie im Welpenalter gelernt haben.
Dein Hund ist durch die ganzen Veränderungen im Körper in der Regel angespannt, gestresst und kann viele Emotionen gar nicht mehr verstehen. Plötzlich riecht das andere Geschlecht interessant und Sexualtriebe entstehen. Neben der körperlichen Faktoren setzten wir Menschen den Hund immer mehr Reizen und Konfliktsituationen aus. Dein Hund muss plötzlich länger alleine bleiben und unsere menschliche Erwartungshaltung ist viel höher als bei dem kleinen Welpen. Immer wenn ich mir dies bewusst mache, fällt mir auf, vor wie viele Herausforderungen wir unsere Hunde eigentlich täglich stellen und häufig erst im Nachhinein darüber nachdenken, warum der Hund gerade so reagiert hat.
Jeder Hundehalter kennt dann diese Zeit, wo wir plötzlich im Training einige Schritte rückwärtsgehen müssen, da der Hund das bereits erlernte nicht mehr abrufen kann. Wir versuchen dann mit allen möglichen Tricks das erwünschte Verhalten abzurufen und haben keine Chance. Die Hunde machen das nicht mit Absicht, was ihnen so oft unterstellt wird. Auch testen sie nicht ihre Grenzen –sie können einfach gerade schlichtweg nicht.
Die gedankliche Steuerungsfähigkeit vorübergehend eingeschränkt!
Wie sagt meine Kollegin so gerne: „Jetzt haben die jungen Hunde nur noch Stroh im Kopf“. Was oft als „Grenzen testen „ bezeichnet wird, hat einen neurobiologischen Hintergrund. Die Synapsen, die Schaltstellen zwischen den Nervenzellen, werden in der Adoleszenten Phase abgebaut, das Hirn wird neu strukturiert – „der Stecker ist nicht nicht drin“!
Im Junghundealter soll dein Hund eine gute Leinenführigkeit, einen sicheren Rückruf, entspannte Begegnungen mit Artgenossen, Entspannungsrituale und alltagsrelevante Signale lernen und festigen. Du solltest lernen, deinen Hund und sein Verhalten körpersprachlich zu lesen und Hilfestellungen in Problem- oder Konfliktsituationen zu geben. Zudem sollten die Belastungen des Alltags, weitere Umgebungen und die begonnende Sozialisierung aus der Welpenzeit weitergeführt werden. Egal wie alt dein Hund ist, du solltest deinem Hund immer die Hilfen geben, die er benötigt.
Wenn dein Hund noch nie gelernt hat, einen Gegenstand zu dir zu bringen, kannst du auch nicht erwarten, dass er es automatisch von alleine kann. Jede Rasse bringt eigene Fähigkeiten mit und manche Hunde bieten von alleine bestimmte Verhaltensweisen an, trotzdem müsst ihr das Signal für dieses Verhalten dem Hund beibringen. Du kannst nicht erwarten, dass dein Hund, weil er jetzt 6 Monate alt ist, bereits deine Signale kennt und in jeder Umgebung abrufen kann. Ca. 3000 Wiederholungen werden für ein Wortsignal in sämtlichen verschiedenen Varianten, Möglichkeiten, sowie Umweltfaktoren benötigt, um ein Signal unter Signalkontrolle bringen zu können. Zudem gibt es immer wieder hormonelle Veränderungen oder Stresssituationen, in denen euer Hund weder das erlernte Verhalten abrufen kann geschweige denn, etwas lernen kann. Du musst jeden Tag betrachten, wo steht dein Hund gerade und was kann ich in seinem heutigen Zustand erwarten.
Abschließend kann ich dir also raten, jede Zeit mit deinem Hund zu genießen, ein gemeinsames Hobby zu finden und auch in der Pubertät weiter zu trainieren. Du darst dich freuen, dass du deinen Hund bereits in der Welpenzeit zu einem guten Begleiter gemacht hast und auf die gut gelegten Grundmauern aufbauen. Ich wünsche dir eine tolle Zeit mit deinem Hund – sei fair ihm gegenüber und helfe/unterstütze ihn, wenn er es gerade selbst nicht leisten kann, dann steht einem tollen Team nichts im Wege!


Fairbindung's-Blog (fairbindung-mensch-hund.de)
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